Gallus
Patrozinium: 16. Oktober
Adriano Burali
Pfarrer in St. Gallus Fischenthal
Die Überlieferung sagt über den Heiligen
Gallus: «Der irische Klostervorsteher Columban wollte in die Welt hinaus, um das Evangelium zu verkünden. Zwei seiner
Schüler meldeten sich, mit ihm zu gehen: Gallus und Sigisbert. So fuhren sie denn mit ihrem Lehrer über das Meer… hinüber
nach Frankreich… vom Zürichsee hinauf… und erreichten das Dorf Tuggen.» Als Pfarrer von Fischenthal frage ich mich
humorvoll, ob sie auch in der Gegend von Fischenthal Halt gemacht haben?
Zuletzt war der Hl. Gallus jedenfalls in der Gegend von Bregenz und Arbon, wo er zurückgezogen und asketisch mit anderen
Mönchen – seinen Schülern – in einzelnen Klausen lebte. Als man ihn zum Bischof von Konstanz machen wollte, lehnte er
ab. Nach seinem Tod entsteht um 719 unter der Leitung des Heiligen Otmar eine geregelte Mönchsgemeinschaft, das
Kloster St. Gallus, rund um das die heutige Stadt St. Gallen entstanden ist.
Beim Lesen seiner Geschichte frage ich mich, ob wir – und die Namensträger in Kanton und Bistum St. Gallen – uns des
christlich-missionarischen Auftrages, von dem Gallus beseelt war, bewusst sind?
Religionen für
den Frieden
«Religion kann konfliktverschärfend
wirken – Religion ist erfolgreicher
Friedensstifter.» Diese Ambiguität
führte Silke Lechner vom Auswärtigen
Amt in Berlin vor Augen. Doch
Kriege hätten meist mehrere Ursachen
und über das Friedenspotenzial
von Kirchen werde wenig gesprochen,
präzisierte sie. Denn das Mitwirken
international vernetzter religiöser
Akteure werde von politischer Seite
nachgefragt.
Ökumene
«Religion als Partnerin des Staates
erfüllt Aufgaben, die dieser nicht
wahrnehmen kann»,
sagte die Zürcher
Regierungsrätin Jacqueline Fehr.
«Die Kirchen engagieren sich in der
Friedensarbeit und spielen bei der
Integration eine wichtige Rolle.» Andererseits
wirke der religionsimmanente
absolute Wahrheitsanspruch
ausgrenzend. Wie auch Kirchenratspräsident
Michel Müller will sie religiöse
Themen im politischen Diskurs
enttabuisieren und auf staatlicher
Seite die Sprachfähigkeit in religiösen
Belangen fördern.
Für einen neutralen Ansatz im
Umgang mit religiösen Akteuren habe
die Schweiz eine geeignete Kultur,
sagte Jean-Nicolas Bitter, Theologe
und Leiter «Religion, Politik, Konflikt
» im EDA. Für konkrete Friedenseinsätze
warb Thomas Wipf, Präsident
European Interreligious Council of
Religious Leaders ECRL. Denn die
Welt stehe vor grossen Herausforderungen,
die nur unter Zusammenarbeit
aller Beteiligten angegangen
werden könnten.
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