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  «Diese Kirche, mit der wir denken
  und fühlen sollen, ist dasHaus -
  keine kleine Kapelle, die nur ein Grüppchen
  ausgewählter Personen aufnehmen kann»
 
 
 
 
 
  Papst Franziskus
 
 
 
  Das kirchliche Leben in Deutschland findet auf vielen Ebenen statt: in Pfarrgemeinden, Verbänden, der Caritas, im Religionsunterricht und 
  an 
  Universitä ten. Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Seniorenheime stehen dabei im Zentrum der 
  caritativen Betätigungsfelder. Entsprechend sind Christen auch beruflich in weitverzweigten Bereichen 
  für 
  ihre Kirche engagiert. Ob als Arzt, Krankenschwester, Erzieher, Lehrer, Juristin, Berater oder 
  Hausmeister: Mit insgesamt etwa 26.000 Beschäftigten ist das Erzbistum Freiburg einer der größten 
  Arbeitgeber in der Region. Die katholische Kirche hat mehrere Einnahmequellen: Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, Gebühren 
  für Leistungen, Spenden und staatliche Zuschü sse. Die Kirchensteuer ist die größte Einnahmequelle. Sie berechnet sich aus der Lohn- und 
  Einkommenssteuer und wird über das staatliche Finanzamt eingezogen. Das Geld fließt den Diö zesen zu, ü ber die Verwendung entscheidet 
  die Diözesankirchensteuervertretung.
 
 
  Im Neuen Testament ist häufig von Besessenheit die Rede. Nicht selten wird auch erzählt, dass in den Menschen, die darunter leiden, Dämonen am 
  Werk sind. Immer wieder heilt Jesus Frauen und Männer, die von solchen Kräften besessen sind. 
  Seit einigen Jahrzehnten wollen uns aber manche aufgeklärten Theologinnen und Theologen weismachen, dass es Besessenheit nicht gebe, so wie auch 
  der Teufel nicht existiere. Denn beides, Besessenheit und Teufel, seien bloss Versatzstü cke einer vormodernen Frömmigkeit, die wir nun überwunden 
  hätten. 
  Da ist es aufschlussreich und entlarvend, dass sich die Besessenheit und der Besessene in der heutigen 
  Alltagssprache einen 
  festen Platz 
  behauptet haben. Das deutet darauf hin, dass die 
  Erscheinungen, auf 
  welche die 
  Worte hinzielen, eben doch auftreten oder 
  zumindest im 
  Untergrund virulent sind. Gewiss, mit den beiden 
  Worten verbinden 
  sich 
  weder angenehme noch positive 
  Bedeutungen. 
  Das 
  Wort « Besessenheit»  weckt bestenfalls 
  wohligen 
  Schauder, in der Regel aber vor 
  allem 
  Beklemmung, weil der Zustand, 
  den es 
  benennt, erstens zum festen 
  Bestandteil 
  vieler Schauergeschichten oder 
  Horrorfilme 
  gehört. Wenn die Zuschauer 
  erfasst haben, 
  dass eine Filmfigur besessen ist, 
  müssen sie 
  jederzeit damit rechnen, dass 
  diese Figur 
  sich oder andere terrorisiert, zu 
  toben beginnt 
  oder sogar zur grausigen Axt greift.
  Zweitens sehen wir, dass ganze 
  Kohorten von 
  modernen Besessenen einander durch die 
  Fitness-Center oder 
  Chef-Etagen jagen, um dann an der Street-
  Parade gemeinsam nach 
  Kommando zu zucken. Diese Frauen und Mä nner, die 
  tä 
  glich messen, wie viele 
  Kalorien sie wieder verbrannt oder wie viele Einsparungen sie ihrem Konzern wieder ermöglicht 
  haben, lassen sie sich durchaus mit jenen Existenzen vergleichen, die zu Jesu Zeiten als besessen galten.
  Der Rabbi aus 
  Nazareth indes hat die Besessenen seiner Zeit wieder in die Gemeinschaft zurückgeholt, aus der sie 
  verstossen 
  worden waren, und
  sie 
  dadurch geheilt. Wer bildet heute das Kollektiv, in welchem diejenigen wirkliche Heimat finden, die 
  glauben, • das 
  Leben sei 
  eine permanente Kampfzone, in welcher sie sich dauererregt stä ndig zu neuen Höchstleistungen treiben müssen? 
  Wer geht auf diese Kampfmaschinen zu? Wer schenkt ihnen Vertrauen? Wer ermö glicht ihnen Distanz zu sich selbst und den Triebkrä ften, die sie 
  dominieren? Wer verwandelt ihre Obsessionen in die Erfahrung, dass sie auch dann angenommen sind, wenn sie scheitern?
 
 
 
 
  Besessenheit