Es ist schön und wichtig, dass wir wieder Gemeindegottesdienste feiern können. Weil der Glaube auch Gemeinschaft braucht. Und weil Gemeinschaft auch Halt
gibt. Aber ich will nicht mehr vergessen, dass der Gottesdienst ein Geschenk an mich sein soll und keine Leistung, die ich zu erbringen habe. Ich kann
den Menschen nur dann wirklich dienen, wenn ich mich von Gott beschenken lasse. Text: Thomas Binotto
Kräuter im Kloster Klatsch-Mohn
Morphin enthält der Milchsaft des Klatsch-Mohns nicht – im Gegensatz zu seinem grossen Bruder, dem lilablühenden Schlaf-Mohn.
Dessen Anbau ist aber aufgrund seines nicht nur
schlaf-, sondern je nach Dosierung auch
todbringenden Giftes bei uns verboten. Eine
beruhigende Wirkung hat ein Tee aus
Klatsch-Mohn-Blüten gleichwohl. Dazu übergiesst
man einen Esslöffel davon mit 250 ml ca.
60° C heissem Wasser.
Vor allem im Mittelalter wurde die Wirkung der
Pflanze wahrscheinlich wegen ihres
ursprünglich im asiatischen Raum beheimateten
Verwandten stark überschätzt. Heute
verwendet man die roten Blütenblätter in erster
Linie als Schönungsmittel in Tee-
Mischungen oder als Farbtupfer im Salat. Die Samen
sind eine beliebte Zutat in Broten und
Gebäck.
Von Mai bis Juli in Getreidefelder und an
Wegrändern wachsend ist der Klatsch-Mohn
ein Bote des Sommers. Er trägt Knospen, Blüten und
Samenkapseln gleichzeitig – und
überrascht mit Zahlen: Jede Blüte hat 164
Staubblätter, die 2,5 Millionen
Pollenkörner liefern, und in der Samenkapsel
reifen bis zu 20 000 winziger Samen
heran.
Das Gefäss der Kapsel versteckt sich
möglicherweise auch hinter dem ersten
Teil des lateinischen Namens. Der zweite trägt dem Umstand Rechnung, dass die Blütenblätter sehr schnell, oft bereits während des Pflückens abfallen. Der
erste Teil des deutschen Namens jedoch soll sich auf das Geräusch beziehen, das entsteht, wenn man durch ein Blütenblatt die Luft einsaugt.
Text: Alexandra Dosch, Dipl. Feldbotanikerin und Theologin
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Gottes Dienst statt Gottesdienst
Aus der Routine geworfen, stellen sich plötzlich Fragen, auf die ich sonst vielleicht nie gekommen wäre. Und so habe ich mich gefragt, was ich eigentlich unter Gottesdienst verstehe.
Als eine der ersten Massnahmen haben die Bischöfe Anfang März die Sonntagspflicht aufgehoben. Und wochenlang wurde immer wieder behauptet, der
Bundesrat habe den Gottesdienst verboten, obwohl genau genommen nur das Feiern von öffentlichen Gottesdiensten verboten war.
Findet der Gottesdienst tatsächlich nur in der Gemeinde und in einem Kirchengebäude statt? Verpflichtet uns Gott wirklich dazu, mindestens
jeden Sonntag einen solchen Gottesdienst zu besuchen? Feiern wir also Gottesdienst, weil wir Gott damit gefallen wollen und er es so will.
Als seine Dienerinnen und Diener, die ihm ihre Opfer darbringen.
Ich verstehe das Wort «Gottesdienst» je länger, je anders. Mit Jesus Christus will uns Gott zum Perspektivenwechsel führen, zu einer fundamentalen
Umkehr. Er will uns endlich klarmachen, dass er nicht auf unsere Opfer aus ist. Er ist nicht ein Gott, der unser Opfer gnädig annimmt, sondern wir sind
es, die sein Opfer dankbar empfangen sollen. Gottesdienst ist so verstanden Gottes Dienst an uns Menschen. Er verpflichtet nicht, sondern schenkt. Er muss
nicht besänftigt werden, sondern gibt Frieden. Dieser Perspektivenwechsel ist Thema und Ziel aller Evangelien. Das ist und war so ungewöhnlich, dass es
damals wie heute für Unverständnis und Ablehnung sorgt.