Bild & Bericht: von Walter Beyer zurück
Jahre 1228 durch die Brüder Botho und Otto von Ileburg, im Jahre 1559 die letzten Nomien auszogen, blieb die Kirche lange ungenutzt. Erst 1564/45 wurde diese Kirche für die nunmehr protestantische Kirchengemeinde wieder hergerichtet.
So erhielt der Altar einen neuen Flügelschrein, welcher heute noch in der Frauenkirche der Neustadt besichtigt werden kann. Der Klosterhof wurde in einen Wirtschaftshof umgewandelt und von mehreren Verwaltern bearbeitet. Er heißt noch heute Güldenstern.
Wenn man sich mit der Geschichte des Klosters beschäftigt, dann erfährt man, dass für die Erbauung viel Zeit und Geld eingesetzt werden musste. Viel schwieriger war es aber, den gesamten Komplex zu erhalten. Nicht immer reichte das Geld, um die Klosterkirche in vollem Umfang wieder herzurichten. Erst in den Jahren 1901 bis 1906 fand eine Generalinstandsetzung statt, indem nach altem Vorbild eine Wiederherrichtung vorgenommen wurde.
Während der Sanierungsarbeiten wurden im Ostflügel bunte Ornamentfenster eingesetzt. Damit diese besser zur Geltung kommen, beschloss man, den Altar zwei Stufen niedriger zu legen. Beim Abheben der Deckplatte zeigte sich im Unterbau eine Vertiefung, welche eine Urne mit Reliquien verbarg.
In der Verpackung von Holzwolle waren zahlreiche Seidenläppchen mit schmalen beschriebenen Pergamentstreifen verstreut, Bruchstücke eines großen Wachssiegels, eine kleine Urne, eine Pergamentschrift, ein vermodertes kleines Buch in rotem Einband mit Goldpressung und Goldschnitt, mehr als 100 beschriebene morsche Papierschnitzel. Nach mühevoller Säuberung und Durchsicht wurde festgestellt, dass es sich um Reliquien aus dem Hochaltar der Klosterkirche handelt.
Den untrügerischen Beweis hierfür gab das erwähnte Pergamentblatt, welches mit den üblichen Abkürzungen verfasst ist. Die Reihenfolge, in welcher die Reliquien aufgezählt werden, entspricht einer altkirchlichen, sinnvollen Ordnung. Sie richtet sich nach der Bedeutung der Heiligen Personen für das örtliche Kirchengebäude und nach dem Heiligkeitsgrade, welchen die einzelnen Personen innerhalb der großen Heiligenschar einnehmen.
Darum stehen die Mutter Gottes und Johannes der Täufer an der Spitze, denn zu ihren Ehren war der Altar der Klosterkirche geweiht. Anhand der Niederschrift müssten ursprünglich 37 (bzw. 38) Reliquien im Altar niedergelegt sein, aber es sind nur noch 32 vorhanden, als es nach der Bauinspektion in Torgau wieder in Mühlberg eintraf.
Lange Zeit, fast 100 Jahre, beherbergte das Museum Mühlberg und der Heimatverein diese Zeitzeugen. in ihren Räumlichkeiten, ohne dass die außerordentliche Bedeutung besonders hervorgehoben wurde. So sind die Tage im Lauf. des Jahres mit Heiligen der Römisch-Katholischen Kirche benannt, die für eine bestimmte Person oder Personengruppe einen Gedenktag und Schutzheilige darstellen, darüber hinaus verbanden die Landwirte mit ihnen die Bauernregeln, wie: ,,St. Martin ist in harter Mann, für den, der nicht bezahlen kann." Inwiefern die Fundstücke tatsächlich mit den verehrten Heiligen identisch sind, ist unklar, aber da die Funde unter dem Altar gemacht wurden, ist gewiss, dass unsere Altvordern diese Reliquien als ihre Schutzheilige anerkannt haben. Somit deutet der Fund auf eine kleine Sensation hin in dieser Art sucht er seinesgleichen.
Der Autor ist Gästeführer in Mühlberg Kontakt: Museum Mühlberg/Elbe
Quelle: Mitteilung des Vereins für Heimatkunde von Mühlberg a. E. und Umgebung, Nr 4-Festschrift