«Leben bis zuletzt Impulse für einen hoffnungsvollen Umgang mit dem Tod » 
 
 
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  OSTERN 2019
 
 
 
 
  Für die letzte Reise
  Was Menschen mitnehmen
  würden...
 
 
 
  Hospiz macht Schule
  Kinder beschäftigen sich mit  
  Vergängichkeit
 
 
  Möglichst lange im Zuhause bleiben können
  „Gesundheitlich war ich irgendwie immer auf wackeligem Boden unterwegs. In jungen Jahren kam die Lähmung, dann die Prostata und nun die Bauchspeicheldrüse.“ Herr U. ist sich klar darüber, seine Krankheit führt zum Tod. Er  
  resigniert  nicht,  gestaltet  sein  Leben.  Am  Sonnabend und Sonntag ging es ihm schlecht. Eigentlich wollte er an diesen Tagen mit seinen  Kindern  nach  Meran  fahren,  mal  was  anderes sehen. Südtirol, die Berge eben. Doch es 
  ging nicht. Zwei Tage später – es ist Dienstag Vormittag – sitzt er der Fachärztin für Innere Medizin und Palliativmedizin Dr. Mechthild Szymanowski  und  Pfleger  Tobias  Wilzki  gegenüber.  „Wollen  Sie  ein  Glas  Wasser?  Ein  
  Glas Wein? Gutedel?“ Herr U. hat seinen Humor, seine Lebensfreude  nicht  verloren.  Seine  Besucher  gehören  zum Brückenteam – Spezialisierte ambulante Palliativversorgung  –  am  Hospiz  Villa  Auguste  in  Leipzig.  Sie  
  schauen,  wie  es  Herrn  U.  heute  geht.  Wie  kommt  er  mit  den  Medikamenten klar? Fehlt eins? Hat er Schmerzen? Das Telefon klingelt: „Moment bitte, ich gehe kurz ran. Danke für deinen Anruf, ich melde mich!“  Freunde  
  und  Bekannte  hat  Herr  U.  genug. Zu seinem Sohn, der in Dresden lebt, hat  er  ein  gutes  Verhältnis.  Ebenso  zur  Lebensgefährtin des Sohnes. Dafür ist er dankbar. Doch über seine Erkrankung kann er mit niemanden  so  
  reden,  wie  mit  den  Mitarbei-tern  vom  Brückenteam.  „Eine  Schwester  im  Uniklinikum  hat  mir  bei  meiner  Entlassung  die Karte vom Team mitgegeben. So habe ich da  angerufen  und  erst  wollten  sie  mich  gar  nicht 
  haben“, berichtet Herr U. schmunzelnd. Tobias Wilzki: „Wir dachten erst, es sei zu früh für  unser  Kommen.  Doch  im  Erstgespräch  merkten wir gleich, Herr U. braucht uns.“ Dieser  betont:  „Ich  habe  es  immer  vorgezogen,  
  mein Leben relativ gut und sicher zu planen. Das soll auch jetzt so sein. Es gilt, die Dinge in Ordnung  zu  bringen.  Dabei  ist  es  gut  im  Brückenteam  Menschen  zu  haben,  die  mich  in meiner Krankheit und bei meinem Sterben 
  begleiten.“ Mechthild Szymanowski und Tobi-as Wilzki tun alles, damit Herr U. solange wie möglich  in  seiner  Wohnung  bleiben  kann.  Vielleicht kann er hier ja auch sterben. Jede Woche kommt das Brückenteam bei ihm vor-bei.  
  Täglich  kann  er  das  Team  anrufen.  Im  Notfall gibt es die Bereitschaft. Tobias Wilzki: „Wir können zeitnah eingreifen, sind flexibel. Solange unsere Patienten noch alleine in der Wohnung laufen können und sicher zur Toilette 
  kommen, sollen sie auch zu Hause bleiben.“ Was aber, wenn es nicht mehr geht? 
  Herr U. ist sich klar darüber, dass eine Verschlechterung seines Zustandes auf Dauer nicht ausbleibt. „Dann muss ich schauen. Ich glaube, ich möchte für diesen Fall in das Hospiz Villa Auguste.“Das Brückenteam gibt es seit zehn 
  Jahren. Geschäftsführerin und Hospizleiterin Schwester Beatrix Lewe, die zum Orden des Guten Hirten gehört, ist froh, das Brückenteam an ihrem Haus zu haben. Das Hospiz Villa Auguste wurde 2002 eröffnet. Zunächst 
  standen zehn Plätze zur Verfügung. Seit 2005 sind es zwölf. Unterstützt wird die Arbeit von den acht tragenden Gesellschaften. Hilfe leistet zudem eine Stiftung von Freunden. Zirka 180 bis 200 stationäre Abschiedswege wer-
  den im Hospiz jährlich gegangen. Im Brückenteam sind es mehr als 500 Begleitungen. Beatrix Lewe: „Wir wollen den Menschen in seiner Ganzheit ansprechen. Den Men-schen, dem wir verpflichtet sind. Unsere Begleitung bezieht 
  sich nicht nur auf das Sterben.“ Bleibt die Frage, fällt es Christen leichter, Abschied vom eigenen Leben zu nehmen? „Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht sagen. Es ist eine Herausforderung, ob Christ oder Nichtchrist. Alle 
  Menschen sind in dieser Phase mit wichtigen Dingen sehr beschäftigt, da gibt es keinen 
  Unterschied. Ich meine, jeder hat auch etwas, an das er glaubt.“ Tobias Wilzki 
  packt inzwischen seinen Laptop zusammen. Alles wird dokumentiert. Der Computer und 
  die rote Notfalltasche – Schmerzmittel und andere Medikamente müssen jederzeit 
  greifbar sein, um Abhilfe zu schaffen – sind die Begleiter des Brückenteams. Heute gab 
  es nur ein Rezept für Herrn U. auszustellen. Dr. Mechthild Szymanowski untersucht 
  ihren Patienten derweilen im Nebenzim-mer. Für diesmal kann sie keine 
  Verschlechterung feststellen. Der Abschied ist locker. Herr U. hat Vertrauen 
 
 
  gefasst und weiß sich in guten Händen: „Der Kontakt zum Brückenteam ist mir sehr 
  wertvoll geworden.“ Die Mitarbeiter des Brückenteams wissen um jeden der aktuellen 
  Patienten. In der laufenden Begleitung sind es zirka 50 bis 60 Personen. Die aktuell 
  betreuten Personen wurden zwischen 1923 und 1977 geboren. Tobias Wilzki – der 
  Koordinator des Brückenteams – fasst zusammen: „In unserer Arbeit begegnen wir am 
  Anfang vielen Unsicherheiten und Ängsten. Die Erstgespräche führen wir immer zu 
  zweit. Es 
  kommt darauf an, die Situation des Sterbenden und seiner Angehörigen zu 
  stabilisieren. Wir schauen immer auf das, was geht. Wir leisten Hilfe, versuchen 
  Schmerzen mit Medikamenten und Spritzen zu lindern.“ Die vom 
  Team begleiteten Patienten leben in ihren Wohnungen oder im Pflegeheim. Probleme 
  wie Einsamkeit oder Überforderung sind keine Seltenheit. Eine 85-
  jährige Frau lebt beispielsweise mit ihrem kranken Mann zusammen. Das heißt: Auch 
  wenn der Pflegedienst täglich viermal kommt, so ist sie doch 23 
  Stunden mit dem Sterbenden allein. Hier kann das Brückenteam helfen. Wichtig ist, 
  immer eine vertrauensvolle und verbindliche Beziehung zum 
  Patienten aufzubauen. Dabei kommt es auch auf das Hören an: „Was möchte der 
  Patient, was sein Umfeld?“ Dann wird entschieden, was geht. Dies 
  kann von Besuch zu Besuch anders sein. Das Brückenteam kann gut und schnell 
  reagieren. Seine Arbeit – so Tobias Wilzki – prägt sein Leben. Es 
  sind die Begegnungen mit Menschen, die für ihn zählen. Dabei belehrt oder bewertet 
  er nicht, sondern möchte einfach nur da sein. Begegnungen wie die 
  mit Herrn U. geben auch Kraft.
 
 
  
 
 
 
  Besuche am 
  Grab können 
  helfen, der 
  Erinnerung 
  einen Platz zu 
  geben. 
 
 
  Abwanderung, Überalterung: Welche 
  Perspektiven gibt es?
 
 
  Was bleibt, wenn alle gehen?
  „Bäcker weg, Kirche weg, Kinder 
  weg… – Was bleibt, wenn alle 
  gehen?“ Antworten auf diese Frage 
  suchten Teilnehmer einer 
  Veranstaltung im Zwickauer Peter-
  Breuer-Gymnasium. „Die 
  Zukunft der ländlichen Regionen ist 
  eine Frage, die die Menschen 
  beschäftigt und da ist es gut, wenn 
  wir als Kirche unsere Perspektive 
  einbringen“, sagte Thomas Arnold, 
  Direktor der Katholischen 
  Akademie, die neben Caritas und 
  Katholikenrat zu den 
  Veranstaltern gehörte. Außerdem 
  betreffe diese Frage die Kirche 
  auch selbst angesichts laufender 
  Strukturveränderungen.
 
 
 
  
 
 
  
 
 
  Palmensonntag  eine Woche vor
  
 
  Den Orthodoxer Gottesdienst 
  zur Zeit hier zu sehen
  Gottesdienst vom Sonntag  05.05..2019