Kann sich die Kirche verändern? Daran verzweifeln im Moment viele engagierte Katholikinnen und Katholiken. Papst Franziskus öffnet Wege, geht aber nicht selber voran –
wohl weil er überzeugt ist, dass die Kirche nicht von oben reformiert werden kann. Mögliche Reformen werden aber auch deshalb nicht angegangen, weil sich
unterschiedliche Lager in der Kirche gegenseitig blockieren. In Deutschland ist zumindest dank dem Synodalen Weg das Gespräch wieder in Gang gekommen. Nur: Geredet
wird seit Jahren – es wäre an der Zeit, dass auch etwas passiert.
«We are the change – Wir sind die Veränderung», sagen Frauen aus verschiedenen Verbänden und Bewegungen, die sich für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche
einsetzen. Sie bringen das am 8. März, dem internationalen Frauentag, mit einem Sternmarsch und einem Gottesdienst in Zürich zum Ausdruck.
Kann ich mich verändern? Ja – denn verändern kann ich letzt¬lich nur mich selbst. Und ich muss dabei die Spannung aus¬halten, die zwangsläufig entsteht. Wenn wir diese
Spannung gemeinsam und mit dem zusammen aushalten, der mehr als wir am Kreuz durchgestanden hat, dann kann Veränderung geschehen. Mit einem Ausgang, den niemand
vorherbestimmen kann....
Tex: Beatrix Ledergerber
100 Jahre Chiara Lubich
Die reformierte Bernerin lebt nach dem Vorbild
Chiara Lubichs in einer Fokolar-Gemeinschaft.
Meine Sternstunde
Auf dem Weg zum Grab komme ich mit dem
Bruder des Verstorbenen ins Gespräch. Er
stellt sich als Arzt vor und meint, er
sei für die Lebendigen zuständig und ich
für die Toten. Mein Einwand gegen diese
Arbeitsteilung führt zu einem
interessanten Gespräch über gemeinsame
Fragestellungen von Grund Lagenphysik
und Spiritualität anhand von Peter
Higgs. Der Arzt meint: «Ich bin ja
geprägt von einer rationalen Sichtweise.
Aber die alten spirituellen Bilder sind
eigentlich gar nicht so schlecht. Vor
allem nachts tut sich manchmal eine
andere Art von Wahrnehmung auf, wenn man
sich denn dafür öffnen kann.»Mein Herz
geht grad auf dabei. Stunden später auf
dem Fahrrad zur nächsten Veranstaltung
beschleicht mich das Gefühl, ich hätte
die Herzen der Gäste an der Beerdigung
nicht wirklich öffnen können. Plötzlich
weiss ich warum. Nach nebligen Tagen
hatte der Himmel auf-gerissen und eine
herrliche Abendstimmung ergoss sich über
den Himmel. In Eile, wie ich war,
dauerte es lange, bis ich sie bemerkte.
Wie soll ich so Herzen öffnen?
Markus 4,26–29
Selbstwachsende Saat
Jesus sagte: Mit dem Reich
Gottes ist es so, wie wenn ein
Mann Samen auf seinen Acker
sät; dann schläft er und steht
wieder auf, es wird Nacht und
wird Tag, der Samen keimt
und wächst und der Mann
weiss nicht, wie. Die Erde
bringt von selbst ihre Frucht,
zuerst den Halm, dann die
Ähre, dann das volle Korn in
der Ähre. Sobald aber die
Frucht reif ist, legt er die
Sichel an; denn die Zeit der
Ernte ist da
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Kann man die Welt verändern?
Forum 6 2020
Ja, sagt Lual Mayen, der 22 Jahre in einem Flüchtlingslager in Uganda gelebt hat. Mit einem Computer, den seine Mutter sich vom Mund abgespart hatte,
brachte er sich selber das Programmieren bei. Und erfand ein Videospiel, in dem es – anders als bei den bekannten Kriegsspielen – um das Lösen von
Konflikten geht, erzählt aus der Optik von Kriegsopfern. Lual Mayen wurde für sein Spiel in den USA ausgezeichnet. In seinem Videogame lernen
Menschen, empathisch zu handeln. Und nebenbei fliesst Geld in Flüchtlingscamps. Ein kleiner Beitrag, sicher. Aber der junge Flüchtling ist überzeugt,
dass er diesen Beitrag für die Welt leisten kann und muss.